Klaus Busch

Bilder und Illustrationen

ILLUSTRATIONEN ZUR "NIBELUNGENGSCHICHT AUF BOARISCH"

Unglück, falsch verstandene sprichwörtliche (Nibelungen-)Treue, Blutvergießen, ein merkwürdiger Ehrbegriff und letztendlich der Missbrauch des Epos durch die Nationalsozialisten, das habe ich seit meiner Schulzeit mit der Nibelungensage verbunden. Den gerade für einen bildenden Künstler in seiner Bildersprache beeindruckenden Stummfilm Fritz Langs gab es da als Gegenpol natürlich auch. Doch wenn der via verbis bavarica-Verlag einleitend zur "Nibelungengschicht auf Boarisch" zum Erscheinen des ersten Bandes 2007 schrieb "Das Nibelungenlied - keine leichte Kost...", dann ist das sicher treffend. Treffend und doch zugleich ganz falsch!

Denn damals machte sich Hans Obermeier auf, das Nibelungenlied neu zu "verdichten". Augenzwinkernd und mit vielen herrlich satirischen Bezügen zur Jetzt-Zeit. Als er mich damals fragte, ob ich mir vorstellen könnte, seine "Nibelungengschicht auf Boarisch" zu illustrieren, meldeten sich bei mir zunächst die oben genannten Vorbehalte. Zumal mir als Nicht-Plattlinger und gar Nicht-Bayer sowohl der lokalhistorische Stolz auf diese eine "Pledelingen"-Zeile in dieser einen Handschrift sowie auch ein wenig der sprachliche Zugang fehlten... 

Dann aber erkannte ich schnell in Hans Obermeiers Texten den zeichnerischen Reiz, die Geschichte der Nibelungen augenzwinkernd darzustellen, mit karikierenden und satirischen Bezügen zu heute. Ähnlichkeiten mit lebenden und zum Teil auch schon verstorbenen Personen sind also volle Absicht und gewünscht. Wobei sich lokale Größen und Personen der Weltpolitik, Schauspieler und (leider) singende Ex-Skifahrer munter mischen. 

Drei Bände umfasst diese niederbayerische Nibelungensaga. 34 Zeichnungen sind es insgesamt geworden. Alle mit Pastellkreide gefertigt, mit Kreiden aus dem monochromen Schwarz-Grau-Weiß-Spektrum. Neben dem gestalterischen Spaß brachten mir die Nibelungenzeichnungen auch völlig neue Einblicke in die Welt des Mittelhochdeutschen, in die Sprachforschung und nicht zuletzt  in die museale Aufarbeitung des Nibelungenepos im SiegfriedMuseum Nibelungen(h)ort Xanten. Dort hat die Zeichnung des "Jungen Siegfried" aus dem 1. Band zusammen mit den Büchern Hans Obermeiers eine dauerhafte Bleibe gefunden. Für gestandene Niederrheiner (ja wirklich, auch Siegfried war "a Saupreiß"!) sind diese sprachlich wahrlich "keine leichte Kost..." 

Präsentation der Nibelungenillustrationen auf der Tagung "Faszination Nibelungen" an der Universität Passau (23. bis 25. September 2021)

34 Zeichnungen in 13 Jahren. Das darf sich dann schon "Zyklus" nennen. Anlass genug also, die Arbeiten aus diesem Zyklus hier vorzustellen Bleibt mir zu hoffen, dass der - durchaus hier und da schelmische - Spaß an der zeichnerischen Darstellung in den Bildern spürbar wird. Die Lektüre der drei bayerischen "Nibelungengschichten" im Original kann es natürlich nicht ersetzen.

Im Rahmen der Deggendorfer "Landkreisgschichtn" ist ein Video zur "Nibelungengschicht auf boarisch" und den Illustrationen gedreht worden: