Klaus Busch

Bilder und Illustrationen

DORF EIGEN ART 2023
Ein Rückblick


Am 17. September ging die Dorf Eigen Art im mittlerweile schon bekannten „Kunst-Dorf“ Oelshausen im Landkreis Kassel zu Ende. Sie findet im vierjährigen Turnus und 2023 zum siebten Mal statt. Es ist keine Kunstausstellung im klassischen Sinne, sondern ein 8-tägiges Kunstfestival mit Künstler:innengesprächen, Vorlesungen und Konzerten, an dem sich fast das ganze Dorf beteiligt. 25 Familien in Oelshausen und die örtliche Kirchengemeinde öffneten ihre Häuser, Scheunen oder Gärten für bildende Künstlerinnen und Künstler aus ganz Deutschland, um die Kunst zu den Menschen zu bringen. Ein Ansatz, der ausgesprochen gut funktioniert. hat. Gut 6.000  Besucherinnen und Besucher kamen vom 10. bis 17. September 2023 in den Zierenberger Ortsteil, um außergewöhnliche Kunst an ungewöhnlichen Orten in einem einzigartigen Dorf zu sehen.

Eine Jury hat hierfür die aus über 60 Bewerbungen 25 Künstlerinnen und Künstler ausgewählt. Nach der Auswahl durch die Jury haben sich die beteiligten Oelshausener Familien im Anschluss "ihre" Künstlerinnen und Künstler ausgesucht.  Ich durfte 2023 dabei sein und habe einige Werke des Narrenspiegel-Zyklus sowie wenige weitere Arbeiten gezeigt. Wir Künstlerinnen und Künstler waren gefordert, uns auf diese Ausstellungsorte einzulassen, mit ihnen umzugehen und bestenfalls mit ihnen zu "spielen". Meine Gastfamilie stellt mir ein leerstehendes Fachwerkhaus mit Tapeten und Möbeln aus den 50er bis 80er Jahren als Ausstellungsort zur Verfügung.

Es stellte also ein kleines Dorf ein 8-tägiges Kunstevent auf die Beine, bei dem (kostenfrei) 27 verschiedene Ausstellungen besucht werden können. Am Dorfplatz gab es zu essen und zu trinken und an den Abenden zahlreiche Begegnungen zwischen Künstler:innen und Dorfbewohner:innen. Auf Augenhöhe und ohne Scheu!. Es war außerordentlich beeindruckend. Nicht umsonst spricht man inzwischen von der "kleinen Documenta".

Wir Künstlerinnen und Künstler waren gebeten, möglichst viel vor Ort und im Ort zu sein. Ich habe versucht, das umzusetzen und bekam eine Aufnahme in das Dorf zurück, die an Herzlichkeit kaum zu überbieten ist. Diese Herzlichkeit im Dorf, die sicher neben der Idee und dem Programm (und dem ausgesprochen guten Wetter) für die außergewöhnlich hohe Besucherzahl verantwortlich ist, hat auch die Hessisch Nassauische Allgemeine (HNA) in einem rückblickenden Artikel ausgemacht. Nicht nur die HNA, auch der Hessische Rundfunk war intensiv - einmal sogar mit einer TV-Live-Schaltung - vor Ort.

So werden mir die Tage in Oelshausen in besonderer Erinnerung bleiben. Ich durfte außergewöhnliche Künstlerinnen und Künstler kennenlernen, wie den Wiesbadener Künstler Andreas Gleich und seine Lebensgefährtin Angela Fitsch, die sich künstlerisch mit großem Engagement dem Thema "Flucht" widmen und mit denen ich ein Künstler:innengespräch zur gesellschaftspolitischen Verantwortung von Kunst bestreiten durfte. Oder Patrizia Casagrande aus Krefeld, die außergewöhnliche Bilder schafft und deren künstlerischer Lebensweg sie schon auf die Biennale in Venedig führte und die dennoch so wohltuend auf dem Boden geblieben ist. Michael Frank aus dem Landkreis Bernkastel-Kues mit seiner intuitiven Malerei und Streetfotografie in der Tankstelle, Heike Seyer aus Wismar mit eindrucksvollen fotografischen Drucktechniken und liebenswürdigen Objekten  in einem Gartenhaus oder Manfred Kempe aus Kassel mit seinen Portraits Oelshausener Menschen im Schweinestall. In sehr besonderer Erinnerung bleiben mir aber insbesondere die Begegnungen mit und die Aufnahme durch die "Oelshäuser": Herta Schaub, der das Fachwerkhaus gehörte, die mich in ihre Familiengeschichte(n) mitnahm und mit Kaffee und Kuchen mein Überleben sicherstellte. Ganz besonders meine Gastfamilie mit den beiden "Mädchen für alles" der Dorf Eigen Art Christina und Jens Wagner, die mich zusammen mit ihren Kindern Jannick und Johanna einfach in ihre Familie aufnahmen und mir schon nach drei Tagen das Gefühl gaben, als würde ich sie schon seit über 20 Jahren kennen (und tatsächlich stellte sich heraus, dass wir gemeinsame Bekannte haben...). Franziska Balle, die ein tolles Kinderkunstprojekt zur Dorf Eigen Art ins Leben rief und die mir mit ihrem Mann Sebastian kurzerhand ihren Wohnwagen und ihr Bad zur Verfügung stellte. Wolfgang Hanske, das außergewöhnlich humorvolle Sprachrohr der Dorf Eigen Art, mit dem ich so manchen lockeren Spruch teilen und viel gemeinsam lachen durfte. Alina Hanske-Vogt, die für die jüngsten Besucher ein Kinder-Bingo entwickelte und die Künstler:innengespräche so wunderbar moderierte. Und Hertas Tochter Kirsten, die an den Tagen, an denen ich nicht da war, dafür sorgte, dass mein Haus geöffnet war. 

Wer das verpasst hat, hat was verpasst! So lässt es sich wohl zusammenfassen. Weil es auch in meinem künstlerischen Leben ein solch außergewöhnliches Ereignis war, lasse ich gerne noch für ein paar Wochen diesen Rückblick auf die Dorf Eigen Art 2023 mit einigen Impressionen von dort stehen. Danke an alle, die das ermöglicht haben!

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